Nachrichten aus Ungarn und Debrecen
Pater Imre Kozma, der Gründungspräsident des Ungarischen Maltesischen Wohltätigkeitsdienstes, ist gestorben
Ehrengrab für Flüchtlingspfarrer Kozma in Stephansbasilika
Im Alter von 85 Jahren starb Pater Imre Kozma, katholischer Priester, Gründungspräsident des Ungarischen Wohltätigkeitsdienstes von Malta und ehemaliger Leiter des Krankenpflegeordens der Barmherzigkeit in Ungarn, am 17. Oktober, teilte die Wohltätigkeitsorganisation MTI mit.
Der Gründungspräsident des Ungarischen Malteser-Hilfsdienstes wird am 15. November beigesetzt.
Budapest, 23.10.2024 (KAP) Pater Imre Kozma, während des Falls des Eisernen Vorhangs als "Flüchtlingspfarrer" bekannt gewordener Gründungspräsident des Ungarischen Malteser-Hilfsdienstes und Träger des Bürgerpreises des Europäischen Parlaments, erhält ein Ehrengrab in der Stephansbasilika von Budapest. Das Requiem für den katholischen Priester aus der Ordensgemeinschaft der Barmherzigen Brüder wird am 15. November in der Konkathedrale der katholischen Erzdiözese Esztergom-Budapest gefeiert, teilten die Malteser am Mittwoch mit. Anschließend wird Kozma in der Unterkirche der Basilika beigesetzt. Kozma, unter dessen Führung die Malteser im Sommer 1989 auf dem Gelände einer Pfarre im Budapester Stadtteil Zugliget tausende DDR-Flüchtlinge betreut hatten, war am 17. Oktober im 85. Lebensjahr verstorben.
Die gesamte Staatsspitze würdigte nach Bekanntwerden der Todesnachricht die Lebensleistung Kozmas. "Pater Kozma ist gegangen, der Schutzpatron der Liebe und der Bedürftigen in Ungarn. Gott sei mit dir!", trauerte Ministerpräsident Viktor Orban in einem Facebook-Beitrag. Staatspräsident Tamas Sulyok schrieb: "Das Leben von Pater Imre Kozma war die Verkündigung von Dienst und Liebe. Er lebte jeden Moment für diejenigen, die ihn am meisten brauchten. Sein Alltag war geprägt von selbstlosem Dienst und tiefem Glauben. Sein Weggang ist schmerzlich, doch das Erbe, das er hinterlässt, gibt uns allen Kraft und Hoffnung für die Zukunft."
Der vielfach ausgezeichnete Kozma war auch Ehrenbürger von Budapest. Bürgermeister Gergely Karacsony würdigte die "unauslöschlichen Spuren in der Hilfe für die Armen und Schutzlosen", die der Priester hinterlassen habe. Der stellvertretende Innenminister Bence Reevar würdigte Kozma als Symbolfigur des Regimewechsels zur Wendezeit, Gewissen des Landes und Baumeister des Alltags: "Überall und jederzeit verkündete er unermüdlich das Evangelium und baute die Institutionen der christlichen Nächstenliebe auf. Mit der Kraft der Liebe bewegte er Steine."
Die deutsche Botschaft in Budapest erinnerte an Kozmas Dienste für Zehntausende Bürger der damaligen DDR im Jahr 1989. Der "Brückenbauer zwischen Völkern", habe wesentlich dazu beigetragen, "den ersten Stein aus der Mauer zu schlagen, was letztlich zur Wiedervereinigung Deutschlands führte", hieß es in einer Mitteilung.
Der Ungarische Malteser Hilfsdienst hat im Hof seines Zentrums in Budapest eine provisorische Gedenkstätte eingerichtet, wo Menschen Pater Kozmas gedenken, Blumen niederlegen und Kerzen anzünden können. In zahlreichen Kirchen und Malteser-Einrichtungen fanden bereits Gebet und Gedenkveranstaltungen statt.
Der am 4. Juni 1940 in Györzamoly, einem Dorf unweit der Stadt Györ, geborene Imre Kozma wurde von Mutter und Großmutter aufgezogen, nachdem er den Vater früh durch einen tragischen Unfall verlor. Nach der Matura studierte er Theologie und wurde am 16. Juni 1963 zum Priester geweiht.
Die regimekritischen Predigten des Geistlichen in der Kirche am Budapester Franziskanerplatz sprachen zahlreiche Menschen an, unter ihnen viele Jugendliche. Mehrfach wurde Kozma vom Staatssicherheitsdienst des kommunistischen Regimes festgenommen und verhört. Auch viele der Teilnehmer an seinen Gottesdiensten wurden vom Staat schikaniert.
Mitte der 1970er Jahre wurde er auf Drängen der kommunistischen Machthaber nach Zugliget versetzt. Stets betonte Kozma, dass Christen ihren Glauben auch außerhalb der Kirchenmauern im Alltag leben müssen. Die Mitglieder seiner Gemeinde mussten konkrete Hilfsaufgaben übernehmen, und in dieser Zeit entstand das Freiwilligennetzwerk, das 1989 die Grundlage des neu gegründeten Ungarischen Malteser Hilfsdienstes bildete.
1989 richtete Kozma im Garten der Zugligeter Kirche ein Flüchtlingslager für ostdeutsche Familien ein, die sich in Budapest versammelten, und löste damit die größte humanitäre Aktion in Europa zu jener Zeit aus, bei der 48.000 Flüchtlinge in Ungarn aufgenommen wurden. Auch während der Rumänischen Revolution, die zum Sturz von Diktator Nicolae Ceausescu führte, organisierte Kozma Hilfstransporte in notleidende Gemeinden. Während des Jugoslawienkriegs in den 1990er Jahren evakuierten die von ihm begründeten Malteser Krankenstationen, Internate und eine große Zahl von Zivilisten nach Ungarn.
Hunderte Freiwilligen meldeten sich auf Kozmas Aufrufe, landesweit entstanden lokale Gruppen des Ungarischen Malteser Hilfsdienstes. Im Laufe von dreieinhalb Jahrzehnten entwickelte sich der Hilfsdienst zu einer der größten karitativen Organisationen in Ungarn, die auch im sozialen, Bildungs- und Gesundheitsbereich ein Netzwerk aufbaute und täglich durchschnittlich 17.000 Menschen in ihren Einrichtungen und Freiwilligengruppen betreute.
1997 beantragte Imre Kozma die Aufnahme in den Krankenpflegeorden der Barmherzigen Brüder, der unter seiner Leitung gestärkt wurde und mit seinen Krankenhäusern zu einem bedeutenden Akteur im Gesundheitswesen Ungarns wurde. 2004 wurde Kozma auch Prior des Konvents in Budapest und war von 2010 bis 2022 Delegat der der Österreichischen Ordensprovinz angegliederten ungarischen Provinzdelegatur.
Gedenk-Website des Ungarischen Malteser-Hilfsdienstes für Pater Kozma: https://imreatya.maltai.hu/?return=https%3A%2F%2Fwww.maltai.hu%2Fhelpme
In Ungarn begann die Freiheit
Imre Pozsgay (l) und Gyula Horn (r) im Parlament, in der Sitzung der Nationalversammlung im Jahr 1990. Foto: Fortepan / Szalay Zoltán
Die Beseitigung des „Eisernen Vorhangs“ an der ungarisch-österreichischen Grenze im Jahr 1989. Foto: Fortepan / Szigetváry Zsolt
Paneuropäisches Picknik Denkmal in Sopron
Deutsch-Ungarisches Institut / Veranstaltungsbericht vom 4. September 2024
Am Mittwoch, den 4. September 2024 fand anlässlich des 35. Jahrestages der Grenzöffnung 1989 in der Botschaft von Ungarn in Berlin eine Festveranstaltung statt, die in Zusammenarbeit mit der Botschaft von dem Deutsch-Ungarischen Institut für Europäische Zusammenarbeit sowie der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland e.V. organisiert wurde.
Nach dem „Paneuropäischen Picknick“ in Sopron am 19. August 1989 entschloss sich die ungarische Regierung am 11. September nach Österreich ausreisende Bürger der sogenannten „DDR“ generell nicht mehr zu kontrollieren – ein Akt, der maßgeblich zum Untergang des Regimes in Ost-Berlin beitrug. In seiner Eröffnungsrede unterstrich Bence Bauer, Direktor des Deutsch-Ungarischen Instituts, die Bedeutung der historischen Grenzöffnung von 1989 als Meilenstein der Freundschaft beider Länder. Bauer ging auf die Kraft des Zusammenstehens und der gemeinsamen Hoffnung auf Freiheit ein sowie auf die historisch gewachsene Partnerschaft zweier Völker.
Der Präsident der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft, Dr. Gerhard Papke, äußerte seine tiefe Dankbarkeit gegenüber Ungarn und zeigte sich indigniert aufgrund des belehrenden Tons vieler deutscher Politiker gegenüber dem Land. Er wies in seinen Ausführungen in diesem Zusammenhang auch auf die – anders als in Deutschland – hohe Sicherheit für Juden in Ungarn hin.
Die „Erinnerungen eines ungehorsamen DDR-Bürgers“ an den Sommer 1989 schilderte der als Zeitzeuge eingeladene Journalist des Nius-Nachrichtenportals Ralf Schuler. Der damals 24-jährige berichtete von seinen Erlebnissen im Urlaub in Budapest und der Rolle Ungarns als Brücke zwischen Ost und West, wo es etwa möglich war, Bücher zu erwerben, die es zuhause nicht gab.
Der Vortrag seiner Exzellenz Dr. Péter Györkös, des Botschafters Ungarns in der Bundesrepublik Deutschland, trug den Titel „Mein 1989“ und handelte ebenfalls von den Erinnerungen eines Zeitzeugens – freilich in einer sehr unterschiedlichen Rolle: Dr. Györkös war bereits damals als junger Diplomat für Ungarn tätig und referierte am Abend sehr persönlich zu den Geschehnissen.
Die von weit mehr als hundert Gästen besuchte Festveranstaltung wurde musikalisch untermalt von dem begabten jungen Pianisten Balázs Demény, der aus der Piano Sonata und den Ungarischen Bauernliedern von Béla Bartók vortrug.
BMW baut in Debrecen das größte Solarkraftwerk Ungarns
Ungarn Heute / Nachricht vom 4. September 2024
BMW baut in Debrecen das größte Solarkraftwerk in Ungarn und das größte seiner Unternehmensgruppe. Dies bestätigt einmal mehr, dass Ungarn zur Weltspitze der grünen Wirtschaft gehört, sagte Außen- und Handelsminister Péter Szijjártó am Dienstag.
Der Ressortleiter erklärte bei der Grundsteinlegung für den Solarpark der BMW Manufacturing Hungary GmbH, dass die Photovoltaikanlage mit einer Größe von 71 Fußballfeldern die größte innerhalb der Gruppe und auch das größte industrielle Solarkraftwerk Ungarns sein wird.
„Soweit ich weiß, hat E.ON noch nie einen so großen Solarpark gebaut wie den, den wir hier errichten. Die Zusammenarbeit zwischen zwei deutschen Unternehmen und dem ungarischen Debrecen bringt wieder einmal eine Leistung hervor, die zu Recht einen Platz in der nächsten Ausgabe des Guinness-Buches der Rekorde beanspruchen kann“, sagte er.
Er betonte, dass Ungarn zu den absoluten Weltmarktführern der grünen Wirtschaft der Zukunft gehört, die auf zwei Hauptpfeilern ruht: der Elektrifizierung des Verkehrs und der Dekarbonisierung der Energieerzeugung. „Denn die größten europäischen Autofirmen stellen ihre Elektromotoren und E-Autos in Ungarn her. Und hier in Ungarn stellen die größten Batterieunternehmen die Elektrobatterien her, ohne die es kein Elektroauto gibt“, so der Minister. „Auf der anderen Seite baut und nutzt die Industrie in Ungarn auch immer mehr Solarstromanlagen. Gemeinsam bauen BMW und Ungarn hier in Debrecen an einer modernen, nachhaltigen und grünen Zukunft“, stellte er fest.
„Denn in wenigen Monaten werden hier zum ersten Mal BMW-Fahrzeuge auf einer reinen Elektroplattform vom Band laufen, und hier wird die größte Integration von Solarenergie in die Produktion stattfinden, denn mehr als ein Viertel des Energiebedarfs wird durch diesen Solarpark gedeckt werden“, fügte der Minister hinzu.
Péter Szijjártó betonte, dass „die ungarische Regierung weiterhin alle notwendigen Entscheidungen treffen wird, um sicherzustellen, dass BMW die Entscheidung für Debrecen als die beste Entscheidung in der Geschichte des Unternehmens in Erinnerung behalten wird“. Er wies darauf hin, dass die Regierung aus diesem Grund bereits Entscheidungen über Infrastrukturentwicklungen im Wert von rund 400 Mrd. HUF (1,014 Mrd. EUR) getroffen hat. „Ob es sich um den Ausbau von Eisenbahnen oder Straßen oder die Modernisierung der Wasserversorgung handelt, deshalb haben wir die internationale Schule gebaut, deshalb entwickeln wir die Universität und deshalb entwickeln wir das Berufsbildungszentrum“, sagte er. „Die Zusammenarbeit zwischen BMW und Debrecen hat dazu geführt, dass Debrecen zu einer der fortschrittlichsten Städte in Mitteleuropa geworden ist.
Debrecen ist eines der attraktivsten Investitionszentren in der mitteleuropäischen Region und wir können mit Sicherheit sagen, dass es zu einem der europäischen Zentren der neuen globalen Automobilindustrie geworden ist“, so der Ressortleiter.
Ungarn gehöre das sechste Jahr in Folge zu den 20 größten Automobilexporteuren der Welt. Gleichzeitig sei es eine mindestens ebenso große Leistung, dass all dies bei einer kontinuierlichen Verringerung der Emissionen erreicht worden sei, was dank des Ausbaus der Kapazitäten für grüne Energie möglich gewesen sei. „Wir haben geplant, dass die Solarenergiekapazität in Ungarn bis 2030 6.000 Megawatt erreichen wird. Im Vergleich dazu sind wir jetzt bereits bei 6.700 Megawatt“, teilte Péter Szijjártó mit.
László Papp hielt seine Siegesrede
László Papp gewann die Bürgermeisterwahl 2024 mit einem Erdrutschsieg und kann Debrecen weitere fünf Jahre regieren.
DN Lokalnachrichten vom 10. Juni 2024
"Debrecen ist bereit für die große Aufgabe, und das hat die Stadt mit der heutigen Entscheidung deutlich gemacht. Ebenso wie die Tatsache, dass wir, denen die Verwaltung der Stadt anvertraut wurde, die Politik fortsetzen müssen, die uns Frieden, Sicherheit und eine Zukunft gegeben hat. Lasst uns Debrecen gemeinsam weiter aufbauen, lasst uns es zur erfolgreichsten Stadt unseres Landes machen, denn: WIR SIND GEMEINSAM IN DEBRECEN!" sagt László Papp
Das Endergebnis der Bürgermeisterwahl in Debrecen:
1. Dr. László Papp (FIDESZ-KDNP) – 48,39 Prozent (40.807 Stimmen)
2. Dr. Zsolt Zoárd Gondola (Civil Fórum Debrecen Egyesület) – 22,80 Prozent (19.227 Stimmen)
3. László Mándi (Osszefogas für Cívisváros) – 19,96 Prozent (16.832 Stimmen)
Auch unser Ehrenmitglied Dr. Lajos Barcsa hat seinen Wahlkreis gewonnen.
Tag der Zusammengehörigkeit
DN Lokalnachrichten vom 5. Juni 2024
Anlässlich des 104. Jahrestages des Trianon-Friedensdekrets, dem Tag der nationalen Einheit, organisierte die Stadt Debrecen am 4. Juni 2024 eine Gedenkfeier und Kranzniederlegung.
Die Gedenkfeier begann am Morgen mit dem Hissen der ungarischen Flagge auf Halbmast auf dem Kossuth-Platz. Am frühen Abend gaben das Hajdú Dance Ensemble, das Debrecen Folk Ensemble, das Főnix Kinder- und Jugend-Volkstanzensemble, das Hortobágy Folk Dance Ensemble, das Péter Ilosvai Selymes Folk Dance Ensemble aus Nagyida und das Bürkös Orchestra eine gemeinsame Show.
Verbrannte Stadt
Ausstellungseröffnung anlässlich des 80. Jahrestages der Bombardierung Debrecens
DN Lokalnachrichten vom 2. Juni 2024
Im Juni dieses Jahres jährt sich zum 80. Mal der erste Bombenanschlag auf Debrecen. Die bis dahin von den Verwüstungen des Krieges verschonte Stadt wurde von der alliierten Luftwaffe angegriffen. Mehrere hundert zivile Opfer sind bei dem Luftangriff am 2. Juni 1944 gestorben.
Die neue Wechselausstellung des Déri-Museums stellt diesen schicksalhaften Tag und die Zerstörung vor, erinnert aber auch an die Rettungsarbeiten, die Opfer und die anstrengende Arbeit, mit der die Bürger von Cívis die Stadt wieder lebenswert machten. Die Ausstellung „Verbrannte Stadt“ ist vom 2. Juni bis Ende Dezember zu sehen.
Ein Fest der Kultur
Das Csokonai-Theater in Debrecen wurde am 17. September 2023 feierlich neu eröffnet.
Csokonai-Forum
Anmerkung: Beim Anklicken der Bilder - Vollbild
Der Komplex mit fünf Spielstätten in zwei Gebäuden und bis zu 1.100 Sitzplätzen wurde in den letzten drei Jahren für rund 20 Mrd. Forint umfassend renoviert und modernisiert. Neben Prosa und Oper werden künftig Tanzvorführungen das Kulturangebot als drittes Genre erweitern. (Das Csokonai-Forum als zweites Gebäude des Komplexes wurde bereits vor einem Jahr übergeben.) In diesem Jahr feiert das Theater den 250. Geburtstag des Namensgebers Mihály Vitéz Csokonai, weshalb sich unter den Premieren auch wieder Stücke des ungarischen Dichters finden. Den Saisonauftakt am 7. Oktober feierte das Theater mit der Puccini-Oper „La Boheme“.